Wenn Gründer sich kaputtarbeiten
Eines Morgens klingelt der Wecker und Cem Aydin ist plötzlich sehr müde, zu müde für alles. Er fährt ins Büro, weiß nicht mehr, was er dort soll, fährt wieder nach Hause, weiß nicht mehr, wo er wohnt, bindet sich ein Tuch um den Kopf, damit der nicht platzt. Er, der nie weint, kann nicht mehr aufhören zu weinen. Bis vor sechs Jahren war Aydin, 40, ein erfolgreicher Gründer, eigene Firma, eine Million Umsatz pro Jahr, es lief gut, ein bisschen zu gut vielleicht. Er hat es nicht kommen sehen.
Ein Start-up zu gründen, das klingt immer nach: sich selbst verwirklichen, dabei die Welt verändern, viel Geld verdienen, anders sein als die anderen und vor allem schneller. Gründer sein, das klingt cooler, als Mitarbeiter sein. “Work hard, play hard” lautet das Lebensmotto in der Szene, und auch das lässt ja an ziemlich abgebrühte und nicht an ziemlich gestresste Typen denken. Und zur Not kann der “24/7“-erreichbare Gründer den Stress zwischen Pitches und Finanzierungsrunden ja einfach an seinem Kicker wegkickern. Oder nicht?
Es ist noch gar nicht so lange her, als der Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer bei einem Auftritt in Berlin sagte: “Diese Burn-out-Sache ist nichts für mich.” Burn-out? Keine Zeit dafür als Gründer! Mal langsam machen? Nur was für Loser!